Kinogeschichten (1) „ Saca Adieu - Von Windeln verweht“

Die Schließung eines Programmkinos in Konstanz wird zum bürgerlichen Trauerspiel in einer von kommerziellen Interessen gesteuerten Möchtegern-Großstadt. Im Hintergrund blühen Filz und Klüngel, eine Bürgerinitiative wird gegründet, es gibt Proteste und Demos, doch am Ende wird das Kino doch zum Drogeriemarkt. Douglas Wolfspergers Dokumentarfilm ist alles andere als eine Elegie auf das „Scala“, sondern eine muntere Lektion in bürgerlichem Ungehorsam. Der Ton bleibt leise optimistisch, denn es geht um etwas Prinzipielles: um den Aufstand der Bürger gegen die Macht des Geldes und gegen den grenzenlosen Konsum, letztlich also um die kulturelle Zukunft eines ganzen Landes, und das macht den unterhaltsamen, kleinen Film zum Ausgangspunkt für (hoffentlich) viele Diskussionen. Programmkino.de

Eine Stadt, ein Kino und ein Abschied wider Willen. In Konstanz am Bodensee eröffnete 2017 die fünfte städtische Filiale der größten Drogeriemarktkette Europas: noch mehr Windeln, noch mehr Zahnpasta und Hygieneartikel für die Anwohner und die Konsumtouristen, die aus der benachbarten Schweiz kommen. Bis 2016 waren die Räumlichkeiten der Filmkultur vorbehalten, denn hier residierte zuvor der „Scala Filmpalast“. Als Douglas Wolfsperger den magischen Ort der eigenen Kinosozialisation besucht, ist der Bürgerprotest gegen diese drohende Schließung bereits in vollem Gange. Der Filmemacher wird Zeuge des letzten Aufbäumens eines sterbenden Programmkinos, spricht mit glühenden Filmenthusiasten und nüchternen Stadtverwaltern über Schwund und Expansion, Lustgewinn und Handelszuwächse, undurchsichtige Interessen- und günstige Geschäftslagen. Innenstädte und Kulturbegriffe verwandeln sich – in Konstanz und anderswo. Aber wer bestimmt, in was und für wen? Hofer Filmtage




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Dokumentarfilm
Deutschland 2018
Buch und Regie: Douglas Wolfsperger
Kamera: Frank Amann, Börres Weiffenbach, Matthias Schellenberg, Kai Lehmann
Musik: Michael Lauterbach
80 Minuten