Kinogeschichten (2) „Heimatkino“

In den Städten des Ruhrgebiets existierten hunderte Kinos, viele davon in einer Architektur, wie man sie heute in der Regel nur noch in Theatern oder Opern findet: mit eigenen Garderoben, Oberrängen und über 1000 Sitzplätzen. Von den über 500 Kinos, die es in den 1950er Jahren zwischen Dortmund und Duisburg gab, sind noch circa 50 Kinos übrig geblieben.

Das Projekt HeimatKino wirft einen Blick auf die über hundertjährige Geschichte, aber vor allem auch auf die Gegenwart und Zukunft der Kinokultur. In einer Reihe von sieben Kurzfilmen erkunden wir die Kinoszene im Ruhrgebiet und portraitieren die dazugehörigen Menschen. Indem die Filme auf die Vielfalt der Kinoszene im Ruhrgebiet blicken, erzählen sie auch vom kulturellen Leben in der Region. In einem 60-minütigen Dokumentarfilm werden die Besonderheiten der Kinogeschichte im Ruhrgebiet aufgearbeitet. Geschichten vom Untergang und Neuanfang stehen nebeneinander: Papas Kino ist tot, es lebe das Kino!

Seit mehr als 100 Jahren gibt es in Westfalen „Kinematographen-Theater“, wie sie in den Anfängen hießen. Seitdem haben Kinos ganzen Generationen Unterhaltung und Zerstreuung geboten, aber auch die geistige und kulturelle Entwicklung vieler junger Menschen in entscheidender und positiver Weise mitgeprägt. Auch und gerade im Ruhrgebiet waren Kinos wie Trinkhallen, Schrebergärten und Fußballplätze lange Zeit ein fester Bestandteil der Alltagskultur. Wo heute noch ein paar Multiplexe stehen und manche Programmkinos ums Überleben kämpfen, existierten in den 1950er Jahren zwischen Duisburg und Dortmund, Hamm und Hagen Hunderte von Kinos.

Dabei hatte das Kino als Kulturgut lange Zeit einen schweren Stand: Am Anfang haftete ihm in den sogenannten bürgerlichen Kreisen ein ausgesprochenes Schmuddelimage an. Die Unkontrollierbarkeit der verdunkelten Kinosäle und die angeblich gesundheitsschädigenden Folgen der flimmernden Bilder mobilisierte vor allem bei Jugendschützern heftige Gegenwehr.

Seit den 1960er Jahren sind es nicht mehr solche Bedenken, die dem Kino das Leben schwermachen, sondern eher technische Entwicklungen: zunächst der Siegeszug des Fernsehens, dann das Aufkommen der VHS-Kassetten und später von DVD und Beamer, seit einigen Jahren der Siegeszug der bewegten Bilder im Internet: Youtube und Netflix lassen grüßen.

Trotzdem hat das Kino bis heute seine Faszination bewahrt – und sich immer wieder neu erfunden. Das zeigt in wunderbarer Weise Daniel Huhns Film „HEIMATKINO“, den wir in dieser Edition einem breiten Publikum zugänglich machen. In einer Reihe von Episoden dokumentiert der mit Unterstützung des LWL-Medienzentrums, des Regionalverbands Ruhr und der Kulturstiftung Masthoff entstandene Film die sich wandelnde Kinokultur im Ruhrgebiet. Er beleuchtet den Untergang und die Wiederauferstehung der Orte, die Filme zu einem Kinoerlebnis gemacht haben und immer noch machen. Dabei präsentiert er ganz unterschiedliche Formen der Kinokultur: vom Auto- und Bahnhofskino über Filmclubs und anspruchsvolle Programmkinos bis zu den großen Lichtspieltheatern. Und er lässt die zu Wort kommen, die den Kulturort Kino bis heute mit Leben füllen.

Der Film „HEIMATKINO“ ist eine Liebeserklärung an das Kino als kultureller Ort – nicht nur im Ruhrgebiet!


Kenntnisreich und liebevoll“ (Filmecho)

„Großes Kino über kleine Kinos“ (Ruhrnachrichten)

„Eine Liebeserklärung ans Kino“ (Deutschlandfunk)




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